Bevor wir uns ein Tier anschaffen, machen wir uns über sehr, sehr, sehr viele Dinge Gedanken.
Dann kommt der entscheidende Schritt und plötzlich ist alles anders.
Sie erobern unser Herz, unser Haus , unsere Zeit und verändern unseren Freundeskreis.
Sie teilen unser Leben mit uns, auch diese Seite von uns, an welche wir Menschen evtl. gar nicht so teilhaben lassen wollen oder können.
Sie decken einen anderen emotionalen und sozialen Teil in unserem Leben ab. Und das mit einem solchen Charme, dass wir eigentlich gar keine Wahl haben.
Aber nicht genug, wir lesen uns ein und informieren uns rund um alles, was unseren vierbeinigen Partner betrifft. Lange schon ist es nicht mehr ein Tier für uns. Tatsächlich eher ein tierisches Familienmitglied. Wir üben uns in der Erziehung, Training und der gesundheitlichen Pflege und Versorgung. Anfangs ist alles neu, aber sie begleiten uns so treu, selbstverständlich und lange, dass es für uns zur normalen Routine wird. Es ist keine Mühe mehr sondern Freude. Ganz ehrlich, was sollten wir sonst tun. Hatten wir früher unsere Zeit mit etwas anderem verbracht?
Wir denken und planen unser Leben mit diesem Tier. Wir planen den nächsten Urlaub, die nächste Aktivität, das nächste Turnier. Wir freuen uns an der sprudelnden Lebendigkeit, mit der Tiere ihr Leben leben und nicht danach streben, etwas anderes sein zu wollen.
Dann kommt ein Tag, an dem uns etwas merkwürdig erscheint. Wir gehen zum Arzt.
Plötzlich scheint die Zeit still zu stehen.
Wir sehen, der Arzt redet weiter. Fürsorglich, bemüht sachlich zu bleiben, aber die Worte dringen nur gedämpft zu uns durch. Wir nicken und antworten noch mit einem schlauen Spruch der Tapferkeit. Wir Menschen haben das eben so gelernt.
Im Auto dämmert es uns. Es wird schnell gehen, schneller, als wir es uns vorgestellt haben. Ganz ehrlich, wir haben es uns gar nicht mehr vorgestellt. Immerhin haben wir die nächsten 10 Jahre mit unserem liebsten Vierbeiner geplant. Aber da ist nun die Diagnose und die Krankheit schenkt uns noch 2 Wochen! oder 2 Monate?
Die Endgültigkeit hat an die Tür gekopft. Wir müssen Abschied nehmen.
Die Krankheit Tumor hat im Januar schon vier mal in meiner Praxis zugeschlagen. Jedes mal war es anders und doch war das Ende immer gleich.
In der Physiotherapie und auch in der Akupunktur ist Tumor eine Kontraindikation für fast alle Anwendungen. Dennoch kann ich hier als Tierbesitzer entscheiden, ob diverse Behandlungen dennoch zum allgemeinen Wohlbefinden des Hundes durchgeführt weden. Dies gilt es immer ganz individuell und sorgfältig zu besprechen.
Vieles ist mit Tumor nicht mehr so möglich, aber vieles macht das Leben nach wie vor Lebenswert. Genießt die Zeit mit euren Vierbeinern.
In meiner Praxis heiße ich auch Hunde mit ihren Besitzern kostenlos willkommen, welche nicht mehr behandelt werden wollen sondern einfach nocheinmal Zeit für ein Gespräch und Unterstützung für den Abschied haben wollen. Auch mir sind eure Vierbeiner ans Herz gewachsen und Ihr mir übrigens auch.
Sucht das Lebendige, Sprudelnde und Glückliche in Euren Tieren. Erinnert Euch an die wundervollen Zeiten, lächelt wenn Ihr daran denkt und weint nicht zu viel, wenn Ihr sie vermisst.
In diesem Sinne, laßt uns die Zeit genießen, die wir mit unseren Vierbeinern haben.